Neues Land Lokal 12. September 2018
„Der schönste Job der Welt“
Ein großes Sorgenthema der Gastlichkeitsbranche heißt
„Generationenwechsel“. Die Hoffnungsträgerin dazu heißt Anna Troißinger.
Der „Malerwinkl“ in Hatzendorf in der
Stadtgemeinde Fehring ist eine der ungewöhnlichsten Stätten steirischer
Gastlichkeit. Der Betrieb hat es nicht nur auf Hauben-Niveau gebracht, er
bietet auch - wie es heißt - „Geschmack für alle Sinne“ an. Das liegt an Peter
Troißinger, der nicht nur ungemein umtriebiger und ideenreicher Wirt, sondern
auch arrivierter Künstler ist. Was unschwer zu erkennen ist, denn überall
begegnet man dort Skulpturen, Bildern und anderen Kunstwerken aus seiner Hand.
Allein das macht den Malerwinkl zu einer spannenden Adresse für all jene, die
dem Besonderen zugetan sind.
Zukunft
Der Betrieb, den man Wirtshaus genauso nennen
kann wie Restaurant, hat mittlerweile auch symbolische Bedeutung für die
Zukunft der Gasthäuser in unserem Land bekommen. Dort lässt sich auch kräftig
Hoffnung schöpfen für ein Schlüsselthema in diesem Zusammenhang - den
Generationenwechsel. In den nächsten zehn Jahren steht bei rund einem Viertel
der steirischen Betriebe die so genannte altersbedingte Übergabe an. Und es ist
kein Geheimnis, dass der Job bei jungen Menschen nicht mehr so gut ankommt wie
einst. Vor allem die Arbeit in der Nacht und an Wochenenden wirkt ebenso
irritierend wie der speziell zu Stosszeiten auch
enorme Arbeitsdruck. Bekanntlich kann es da keinem im Gasthaus schnell genug
gehen.
Beim Malerwinkl läuft der Übergang zur
nächsten Generation fast wie im Bilderbuch ab. Sein Sohn Peter junior führt nicht nur in der Küche erfolgsverwöhnt Regie,
er hat offenbar auch Vaters kreative Ader geerbt, designt preisgekrönt Geschirr
und entdeckt gerne. So etwa die Magie eines eigenen Gemüsegartens, mit dem man
von Anfang Mai bis Mitte November zum Selbstversorger wird. Mutter Gabriele hat
dieses Projekt hervorragend im Griff.
Rampenlicht
Ins Rampenlicht rückte auch Peters Schwester
Anna, die mit Bravour und vor allem viel guter Laune die Rolle der Juniorchefin
und Restaurantleiterin hinlegt. Sie ist darüber hinaus Testimonial
einer Aktion der Wirtschaftskammer, die jungen Leuten den Weg ins Gastgewerbe
schmackhaft machen soll - von „Job mit Aussicht“ (www.jobmitaussicht.at) ist
dabei die Rede. Anna hat ein überwältigendes Argument. Sie spricht vom
„schönsten Job der Welt“ und kann diese persönliche Begeisterung auch gut
erklären: „Es gibt jede Menge Abwechslung und man lernt viele interessante
Menschen kennen und kriegt es auch vielfach zurück, wenn man Gutes tut.“ Dafür
hat sie ein bemerkenswertes Beispiel: Im Juli wütete ein Hochwasser auch im
Malerwinkl und richtete erhebliche Schäden an. Aber gleich am nächsten Tag
waren „unglaublich viele großartige Leute - Gäste, Kollegen und Andere - da, um
uns zu helfen.“
War für die Juniorchefin die Sache mit der
Betriebsübernahme immer klar? „Keinesfalls - ich bin langsam in das
hineingewachsen. Wobei wichtig ist, dass ich immer die Chance gehabt hätte,
auch etwas Anderes zu wählen.“ Beflügelt hat Anna auch Auslandserfahrung in
Spanien mit einem etwas ungewöhnlichen Hintergrund. Sie wollte eigentlich
dorthin auf Urlaub fahren und ist letztlich in einem Job gelandet, bei dem sie
„unglaublich viel gelernt“ hat. Auch sprachlich.
Anna Troißingers Botschaften an all die anderen jungen Menschen, die es wagen, als
Wirte und Gastronomen Fuß zu fassen: „Unbedingt offen sein für alles - für
Kritik ebenfalls.“ Es gehe aber auch darum, sagt die Hoffnungsträgerin der
Branche, mit Leidenschaft ans Werk zu gehen, authentisch zu bleiben und zu
wissen, dass es „harte Tage gibt, an denen man halt durchbeißen muss.“ Und sie
fügt etwas Wichtiges hinzu: „Es zahlt sich aus!“
Beitragsbild: Wurzinger